Liebe „Vegan-Presse“
Liebe Presseredakteure,
diesen Artikel widme ich euch in der tiefen Hoffnung, dass ich irgendwann die Zeitung, ein Nachrichtenmagazin oder eine Zeitschrift aufschlagen kann und nicht sofort nach den ersten Zeilen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen muss…
Es geht um die Medienberichterstattung zur pflanzenbasierten aka veganen Ernährungsweise, die meiner Einschätzung nach sehr häufig (!) tendenziös, unvollständig und oberflächlich ausfällt. Eigentlich erwarte ich von einer seriösen Berichterstattung eine fundierte Recherche, die mich als Leser vollumfänglich über die Facetten einer Thematik informiert, sodass ich in der Lage bin mir meine eigene Meinung zu bilden. Eure Leistung ist durchaus respektabel, immerhin habt ihr es geschafft eine gesundheitsfördernde, ökologisch vorteilhafte sowie ethisch vertretbare Ernährungs- bzw. Lebensweise und damit die Antwort auf zahlreiche globale Herausforderungen unserer Zeit, derart zu diffamieren, dass beim Großteil der Leserschaft nur noch von Mangelernährung, Extremismus, Sekte, Hungertod, Verzicht, Nährstoffmangel, Gesundheitsrisiko, Gurus, Hipster, Luxusproblemen, Männerbrüsten und Tofuschnitzel die Rede ist. Diesen Umstand finde ich tatsächlich mehr als traurig. Mir bleibt also nur die Möglichkeit meinen Erfahrungsschatz weiterzugeben, sodass ein wichtiges Thema die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient und im besten Fall den Leser wortwörtlich ENTtäuscht!
Ich möchte im Folgenden mit den prominentesten aller Pressebehauptungen zum Thema Veganismus aufräumen und hoffentlich dazu beitragen, dass manch ein Redakteur zukünftig seine Verantwortung gegenüber dem Leser etwas ernster nehmen wird…
Wo soll ich anfangen? Viele reden immer wieder vom Verzicht, den jeder Veganer „zwangsläufig“ aushalten muss, sobald er sich dafür entscheidet keine tierischen Produkte mehr zu konsumieren. Für mich schwingt bei dieser Wortwahl eine negative Assoziation mit, da man den Eindruck vermitteln bekommt, man müsse erzwungenermaßen auf Dinge verzichten, die man eigentlich gerne hätte. Jedoch ist Verzicht eine subjektive Wahrnehmung. Wenn ich gezielt und bewusst bestimmte Lebensmittel von meinem Speiseplan streiche empfinde ich keinen Verzicht, sondern nehme mir die Freiheit meine Lebensmittel frei wählen zu können. Zu einem Nichtraucher sagt man auch nicht, er würde auf das Rauchen verzichten, sondern er hat sich gezielt und bewusst dagegen entschieden. Es mag für manche vielleicht eine Mäkelei sein, für mich ist es ein faires Geraderücken der Tatsachen.
Ein weiterer Negativaspekt des irreführenden Wordings bezieht sich auf dessen Aussagekraft. Nur weil sich vegan ernährende Menschen bestimmte Lebensmittel weglassen bedeutet das nicht, dass sie weniger Nährstoffe aufnehmen als Allesesser. Denn auch Letztere essen nicht ALLES, sondern nur das, was ihnen schmeckt. Somit kann es gut sein, dass während Veganer kein Fleisch, Fisch, Eier, Milch und Käse konsumieren, ein Allesesser keine Kartoffeln, Quinoa, Hirse, Buchweizen, Tofu oder Heidelbeeren mag. Damit möchte ich aufzeigen, dass es nie Sinn macht Ernährungsstiele pauschal zu vergleichen, wenn man dabei nicht sehr in die Tiefe geht. Was ein Allesesser an Obst, Gemüseorten oder Hülsenfrüchten weglässt, isst der Veganer dafür dreifach. Tendenziell kann man diesen Umstand als positiv für den Veganer werten, da er sich durchschnittlich mehr am Obst- und Gemüseregal bedient, wohingegen der Allesesser eher zu Fertigprodukten, wie Käse, Wurst und Milchprodukten greift.
Weiterhin wird oft erwähnt, dass das Angebot veganer Trendprodukte immer weiter steigt. Diese Aussage ist in doppelter Hinsicht irreführend. Zum einen würde ich vegan nicht als einen Trend bezeichnen. Vielleicht ist es das Wort vegan, das in den letzten Jahren inflationär Verwendung findet. Jedoch ist die damit bezeichnete Art der Ernährung keinesfalls ein junges Phänomen, sondern wird seit Anbeginn der Menschheit von vielen (Natur)Völkern praktiziert – auch noch in Zeiten des 21. Jahrhunderts. Zum anderen meint der journalistische Tenor mit veganen Produkten beinahe immer vegane Fertigprodukte, wie Tofuschnitzel, Sojakäse und Co.. Dass das weitaus größere Spektrum veganer Lebensmittel und übrigens auch das, was man als gesundheitsbewusster Esser bevorzugen sollte, an der stinknormalen Obst- und Gemüsetheke zu finden ist, wird gerne unerwähnt gelassen. Somit könnte man sagen, dass sich Veganer im Grunde von dem ernähren, was sich der Großteil der menschlichen Bevölkerung täglich einverleibt, nur eben noch mehr davon und meistens noch vielfältiger. Der Fleischesser isst sein Schnitzel mit Gemüse, der Veganer isst eine größere Portion Gemüse und nebenbei noch Bohnen und Reis. Wer möchte sich hier jetzt ein fachliches Urteil über den Nährstoffgehalt der beiden Teller erlauben? Und wer würde darauf wetten, dass der Veganer unterversorgt ist?
Allgemein muss ich zum Thema Nährstoffaufnahme bzw. Nährstoffmangel einiges loswerden. Wenn es um das Thema Veganismus geht, werden plötzlich alle Menschen zu Ernährungsexperten. Redakteure outen sich in ihren Artikeln häufig als unwissend, was den Nährstoffgehalt einzelner Lebensmittel anbelangt, sind sich ein paar Zeilen später aber sicher, dass Veganer generell zu wenig Vitalstoffe zu sich nehmen. Gleichzeitig sind sich alle selbsterklärten Hobbyernährungsexperten darüber einig, dass in Eiern, Milch und Käse jede Menge Nährstoffe versteckt sein müssen! In der Theorie hat natürlich der Allesesser ein größeres Spektrum an Lebensmitteln zur Verfügung. Doch hier soll es nicht um Thesen, sondern um Tatsachen und harte Fakten gehen.
Menschen, die auf eine pflanzenbasierte Ernährung umsteigen lassen Tierprodukte bewusst weg und kompensieren die „Lücken“, indem sie sie mit Neuem oder einem Mehr an Altem füllen. Ich kenne niemanden, mich inbegriffen, der so engstirnig is(s)t und 1 zu 1 seinen gewohnten Gerichten treu bleibt und einfach nur die Tierprodukte aussortiert. Man stelle sich nur vor, was dann bei einer Rinderroulade, Käsefondue, Hamburger und Schnitzel mit Pommes noch übrig bleiben würde. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, aber empfehlenswert, ausgewogen und lecker ist das sicher nicht – zumindest nicht auf lange Sicht. Wenn wir aber von der Regel ausgehen, dann öffnet man sich für Neues und probiert sich durch Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreide, Sprossen, Samen und andere Leckereien, für die man vorher vielleicht nichts übrig oder deren Existenz man einfach gekonnt ignoriert hat 😉
Manche Gerichte ändert man ab, andere werden vollkommen neu inszeniert und von manchen verabschiedet man sich eben. Was unterm Strich dabei herauskommt ist eigentlich ganz simpel – man wird jeden Tag gut satt, hat ein leckeres Essen auf dem Teller, das im Durchschnitt gesünder ausfällt, als beim Allesesser. Bis jetzt ist noch niemand an Veganismus den Hungertod gestorben, es sei denn, er hat nichts gegessen – das wiederum hatte dann wohl nichts mit dem Veganismus zu tun!
Wie sieht es bei den Allesessern aus? Ganz klar, als Allesesser „darf“ man alles essen, uneingeschränkt. Doch kann jemand tatsächlich alles essen? Ok, ich denke die Frage erübrigt sich, denn rein logistisch wäre es sehr schwierig ALLE Lebensmittel abwechselnd zu konsumieren. Zudem möchte auch ein Allesesser nicht alles essen, da ihm nicht alles schmeckt, was das Supermarktregal hergibt und weil er nicht alles kennt oder probieren möchte. Auch er hat seine Essgewohnheiten, seine Lieblingsrezepte und ist auf bestimmte Lebensmittel schon von Kindesbeinen an konditioniert. Nur weil ein Allesesser alles essen kann, bedeutet das nicht, dass er tatsächlich mehr oder vielfältiger isst, als ein Veganer, der sich auf ein kleineres Spektrum konzentriert.
Ich habe die Erfahrung gemacht (andere aus meinem Vegan-Umfeld ebenso), dass ich nach der Umstellung viel differenzierter gegessen habe. Ich lasse Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte weg, esse dafür Linsen, Kichererbsen, Bohnen, Quinoa, Hirse, Buchweizen, Amaranth und Sprossen – um nur eine Auswahl jener Lebensmittel zu nennen, die ich als Allesesser nie gegessen, geschweige denn gekannt habe. Alles in allem ging der Trend bei mir dahin, dass mehr Gesundes dazugekommen ist und ungesunde Nahrungsmittel gewichen sind. Klar ist bei den neuen Sachen auch das ein oder andere Fertigprodukt dabei aber die habe ich zu Allesesserzeiten schließlich auch gegessen. Ob ich panierte Fischstäbchen oder panierte Gemüsesticks in der Pfanne brate, dürfte keinen großen Unterschied ausmachen – außer natürlich der Faktor, dass für die eine Variante ein Fisch geopfert wurde.
Wo wir auch schon beim nächsten und vielleicht wichtigsten Thema wären – denn sehr häufig laufen solche Artikel über Veganismus darauf hinaus, dass die Risiken, Kosten (finanziell sowie opportunistisch), der Aufwand und der Nutzen fokussiert werden. Doch niemand geht darauf ein, welche Vorteile und welches Potenzial diese Ernährungsweise in ökologischer, gesundheitlicher sowie ethischer Hinsicht mit sich bringt. Während immer wieder auf Tofuwürstchen und Sojaschnitzel herumgehackt wird, bleibt das Thema TIERprodukte außen vor.
Wir dürfen natürlich nicht den Fehler machen und ein Rindswürstchen mit einem Tofuwürstchen vergleichen. Denn wir können weder den Allesesser auf ein Rindswürtchen noch den Veganer auf ein Tofuwürstchen reduzieren. Selbst wenn wir aber diesen Verleich wagen möchten sei gesagt, dass die Grundmasse der veganen Wurst genau aus jenem Getreide besteht, das dem Rind massenweise (leider in minderwertiger sowie genmanipulierter Form) gefüttert wird. Indem der Allesesser genüsslich seine Rindswurst verspeist, bekommt er praktisch eine gute Portion Soja gratis mit dazu, nur eben schon vorverdaut.
Wie sieht es sonst mit den Nährwerten bzw. anderen Inhaltsstoffen aus? Denn anders als viele gerne glauben möchten ist Wurst ein ebenso verarbeitetes Fertigprodukt, wie das vegane „Imitat“. Beide Varianten wachsen nicht natürlich auf Bäumen, sondern wurden industriell hergestellt. Es mag tatsächlich sein, dass in einer Tofuwurst je nach Anbieter mehr Zusatzstoffe enthalten sind, als in einer Rindswurst von einem guten Bio Metzger (wobei wiederum die Frage aufkommt, wie viel Prozent der Allesesser ihre Wurst von Letzterem beziehen?!). Jedoch muss man sich, bevor es um Zusatzstoffe geht, auch einmal mit dem Grundprodukt auseinandersetzen. Hier steht Rindfleisch Sojabohnen gegenüber. Manch einer hält Fleisch ebenso für ein Naturprodukt wie Gemüse und Obst. Ein Trugschluss, denn keines der Industrietiere ist auf natürlichem Weg gezeugt, gewachsen und gestorben. Diesen „Job“ erledigte nicht Gott, nicht die Natur, nicht die Tiere selbst, sondern Viehzüchter, Metzger, Schlachter und alle an der Tierindustrie beteiligten STAKEholder 😉
Fleisch- und Wurstwaren sind kein Naturprodukt, sondern das Produkt der „modernen“ Tierindustrie. Diese Tiere wurden künstlich gezeugt, hormonell hochgezüchtet, fehlernährt mit kalorienreicher jedoch nährstoffarmer Viehnahrung, therapiert mit Antibiotika, sind voller Stresshormone und aufgrund der unwürdigen Umstände schadstoffbelastet durch Keime und Bakterien. Doch auch bei der Weiterverarbeitung zu Fischstäbchen, Schnitzel oder Wurstwaren werden oftmals Geschmacksverstärker, Farb- und andere Zusatzstoffe beigemengt. Wie man sieht hat das „Naturprodukt“ Fleisch nicht mehr viel gemein mit dem was es sein könnte, wäre es tatsächlich natürlicher Herkunft.
Es mag wenige Ausnahmen „glücklicher“ Tiere geben, die auf grünen Weiden grasend ihrem Leben frönen – die Statistik spricht jedoch eine andere Sprache, wonach über 95% der Tierprodukte aus der Massentierhaltung stammen. Wie gesagt, ein Tofuwürstchen kann ich ebenso wenig vom Baum pflücken, jedoch musste dafür kein Tier hochgezüchtet, gequält und abgeschlachtet werden. Ebenso wenig findet man in der Sojabohne künstliche Hormone oder gar Antibiotikarückstände. Zudem ist im europäischen Raum genmanipuliertes Soja für den menschlichen Verzehr gesetzlich verboten, als Mastfutter hingegen durchaus erlaubt. Wenn also minderwertiges Soja in deinem Organismus landet, dann „second hand“ durch den Verzehr von Tierprodukten.
Um direkt bei den Negativseiten von Tierprodukten zu bleiben ein paar gesundheitliche Fakten: Tierische Lebensmittel sind besonders cholesterinreich, tierisches Eiweiß wird im menschlichen Organismus sauer verstoffwechselt und bedarf daher einer Portion neutalisierender Mineralien, die das Säure-Basen-Gleichgewicht wiederherstellen. Weiterhin sind in der Kuhmilch Wachstumshormone enthalten, die jedweden Wachstum beschleunigen, den von gutartigen sowie den von bösartigen Zellen… Zudem sind Tierprodukte aber vor allem Fleischwaren schwer verdaulich, das bedeutet sie verbrigen im Gegensatz zu Obst oder Gemüse eine beachtlich längere Zeit in unserem Verdauungstrakt und sondern im Laufe der Zeit Fäulnis- bzw. Verwesungsgase ab, die als Toxine die engmaschige Darmwand schädigen und dadurch in das Blusystem gelangen. Allergien, Unverträglichkeiten und Entzündungen sind die Folge.
Kommen wir von den Schadstoffen zu jenen Stoffen, die in Tierprodukten komplett fehlen – nämlich Vitalstoffe. Ballaststoffe, wichtig für die Verdauung und den Blutzuckerspiegel. Antioxidantien, wichtig für die Entgiftung sowie sämtliche sekundären Pflanzenstoffe. Natürlich sind Tierprodukte nicht gänzlich ohne Nährstoffe, schließlich sind sie für ihren hohen Gehalt an Kalzium, Eiweiß oder Eisen bekannt.
Hierzu eine kleine Gegenüberstellung: In Sachen Eiweiß liegt das Rindswürstchen mit knapp 21 g pro 100 g vor der Tofuwurst mit 16 g (ein Ei hat übrigens nur 7 g pro 100 g). … Des weiteren sagt man Tierprodukten einen Gehalt an dem essenziellen Vitamin B12 nach. Das stimmt, jedoch sind die die Mengen nicht sehr hoch und man sollte wissen, dass auch hier die größte Portion durch die Tierindustrie verabreicht wird. Somit relativiert sich die Tatsache, dass Veganern geraten wird regelmäßig Vitamin B12 zu substituieren – ich bevorzuge es mein Vitamin B12 auf dem direkteren Weg über ein Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen, dessen Dosierung, Qualität und Bioverfügbarkeit ich selbst bestimmen kann, anstatt mich auf die Vitamin-B12-Einnahme des Schweins zu verlassen, das ich am Abend verspeisen werde.
Wir sehen also, dass Tierprodukte in den meisten Fällen verarbeitete Industrieprodukte sind, die neben einigen Zusatz- und Schadstoffen auch einige wichtige Stoffe nicht enthalten und zudem einem Lebewesen ein qualvolles Leben sowie einen ungewollten Tod gebracht haben.
Der Vollständigkeit halber sollte man abschließend die Ressourcenbilanz der Fleischproduktion erwähnen. Für 1 kg Rindfleisch, also z.B. 2 T-Bone-Steaks, werden ca. 15.500 L Wasser (75 volle Badewannen) verbraucht, hingegen zur Erzeugung von 1 kg Getreide braucht es ca. 100 L Wasser. Weiterhin kommen auf 1 kg Rindfleisch 3-9 kg Getreide, 27 – 49 m2 Nutzfläche und 20,65 kg Treibhausgase. Übrigens: Um 1 kg Fleisch zu produzieren, braucht es knapp 12 kg Sojaschrot, so viel Soja wie auf einer ca. 56 m2 großen Fläche wächst.
Laut einer Studie der Universität Wien unterscheiden sich die durch die Ernährungsweise produzierten CO2 Werte wie folgt: Allesesser: 566 kg CO2, Vegetarier: 289 kg CO2 und Veganer: 75 kg CO2 – somit erhöht sich die Produktion von CO2 beim Allesesser um das 7,5 Fache im Vergleich zum Veganer. Doch das ist nicht alles. Neben Kohlenstoffdioxid stoßen Rinder täglich bis zu 300 L Methan aus (Methan ist ein Treibstoffgas, dessen Effekt noch 30 Mal klimaschädlicher ist als CO2).
Uff, ganz schön viel auf einmal ABER die Wahrheit, die manchmal nicht gerade schön, aber eben wahr ist. Man kann diese Fakten alle ignorieren und man kann immer und überall einen Haken oder ein Haar in der Suppe finden. Natürlich bedeutet auch vegan zu essen nicht alles perfekt oder richtig zu machen. Jedoch stehen nach objektiver Betrachtungsweise sehr viele Argumente auf Seite der pflanzlichen Ernährung und für viele sicherlich überraschend auch gegen den Konsum tierischer Produkte. Ich bin ein Freund fairer Berichterstattung, was für mich bedeutet, die Dinge so sachlich wie möglich sowie möglichst vollumfänglich und ebenso in iherer Kontroversität darzustellen, wie sie nunmal sind. Denn alles hat ein Für und Wieder, doch nur wenn wir beide Seiten kennen können wir uns ein realitisches Bild machen und darauf basierend eine bewusste Meinung bilden. Wofür wir uns letztlich entscheiden liegt tatsächlich nur in unserer eigenen Bewertung der einzelnen Informationen und inwieweit wir diese mit unseren Wertvorstellungen vereinbaren können oder möchten.
Auch hier gibt es nicht immer nur ein ganz oder gar nicht. Oft ist eine flexible oder annährende Ernährungsweise der nachhaltigere Weg, weil er langsamer und möglicherweise „bequemer“ von statten geht, als das „radikale Abdanken“. Das soll jeder handhaben, wie es ihm beliebt. Wichtig ist nur, und das sehe ich als meine Intention für diesen Artikel, dass man sich informiert und zwar differenziert, um überhaupt bewusst entscheiden zu können. Schließlich entscheidet sich jeder. Der Veganer, der sich dagegen und der Allesesser, der sich dafür entscheidet Tierprodukte zu essen – die Entscheidung treffen beide gleichermaßen und die Konsequenzen müssen beide gleichermaßen vertreten. Denn eines ist klar: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Auch eine unbewusste Entscheidung trägt Kosequenzen mit sich.
Derjenige, der Tierprodukte aus der Gewohnheit konsumiert trägt aktiv dazu bei, dass die Missstände der Tierindustrie weiterhin fortgeführt und die Massentierhaltung ihre Berechtigung findet. Er trägt dazu bei, dass tonneweise Treibhausgase produziert werden und nimmt es in Kauf enthaltene Schadstoffe in seinen Körper aufzunehmen. Es ist wohl eine Abwägungssache, ob man das alles wirklich möchte für ein Stück Fleisch oder Käse. Auch über die Thematik Ernährungsweise hinaus bin ich der Meinung, dass oftmals leider zu wenig auf die Mündigkeit bzw. die Verantwortung eines jeden einzelnen Staatsbürger gesetzt wird. Würde man auf den Menschenverstand sowie die Vernunft der Individuen bauen, würden wir vielleicht eine ganz andere Art der Medienberichterstattung vorfinden. Dann wäre vieles weniger Symptombekämpfung, sondern mehr Ursachenbehebung oder gar Vorbeugung, sodass es erst gar nicht zum Missstand kommt.
Daher ist meine Lösung: Hilfe zur Selbsthilfe. Wir sind alle nicht perfekt, doch das ist keine Ausrede dafür sich seiner Mündigkeit zu entziehen. Die Verantwortung über das was wir sagen, machen und lernen, liegt ganz allein in unserer Hand. Mit dazu haben wir die Handhabe über das Wohlergehen und die Verantwortung unseres Nachwuchses, der noch nicht in der Lage ist entscheiden zu können, wie er oder sie sich ernähren möchte. Auf einer sehr sachlichen Ebene betrachtet muss man erkennen, dass der Weg hin zu einer pflanzenbasierteren und weg von einer tierreichen Ernährung, der Schritt in die richtige Richtung ist, unter Berücksichtigung gesundheitlicher, ethischer, moralischer sowie ressourcenschonender Aspekte.
Das Traurige an der konventionellen Berichterstattung zu diesem Thema ist, dass diese sich das Wording gerne so vornimmt, wie es dem Zweck dienlich sein soll. Wenn es darum geht die vegane Ernährungsweise als solche dem Alltagstest zu unterziehen, spricht man gerne von einem dramatischen Verzicht auf kulinarischer Ebene. Das schreckt viele ansatzweise Interessierte schlicht weg ab. Wenn es aber um die Intention der Veganer für deren Ernährungsweise geht, wird diese sehr häufig als Trendgedanke abgewertet oder gar als radikal und sektenähnlich dargestellt. In diesem Zusammenhang würde niemand erwähnen, dass ein Veganer für das Wohlergehen der Tiere, der Umwelt und zuletzt das seiner selbst einsteht. Trotz aller Motivation fällt es Veganern auch nicht immer leicht diesen Weg zu gehen. Denn die allermeisten Veganer treffen ihre Entscheidung aufgrund einer Überzeugung und nicht aufgrund einer geschmacklichen Abneigung gegenüber Tierpordukten. Auch sie sind mit Eiern, Käse und Milch groß geworden. Ich wäre sicherlich das letzte Kind gewesen, das Schnitzel mit Pommes, Fischstäbchen oder Spaghetti Bolognese geschmacklich verschmäht hätte. Doch heute weiß ich es besser und könnte diese Gerichte nicht mehr mit derselben Leichtigkeit genießen, da ich weiß, was hinter dem ansehnlichen und gut duftenden Essen auf meinem Teller steckt – damit möchte ich dafür sensibilisieren wie einfach es ist ein Thema in eine bestimmte Richtung zu lenken bzw. diesem einen bestimmten Beigeschmack zu verleihen. Das wiederum muss rein gar nichts mit der Realität zu tun haben. Bereits das Wording und das gezielte Weglassen relevanter Fakten können einen Sachverhalt völlig anders aussehen lassen und würde einer realistischen Betrachtungsweise völlig entgegenstehen.
In diesem Zusammenhang könnten Studien und Statistiken ein objektiver Indikator sein, doch auch diese sind mit Vorsicht zu genießen. Denn wer ist schon in der Lage eine Studie fachlich einwandfrei lesen und interpretieren zu können? Und woher wissen wir, welches Interesse eine Studie bzw. deren Auftraggeber mit der Statistik verfolgt? Daher empfehle ich sich auf seinen gesunden Menschenverstand, seine Werte und sich wortwörtlich auf sein Bauchgefühl zu verlassen. Sei du selbst dein bester Indikator, denn nur dann kannst du authentisch hinter deinen Entscheidungen stehen. Wenn du aufgrund deiner intensiven sowie differenzierten Recherche zur veganen Ernährung nach wie vor gerne Tierprodukte konsumieren möchtest, dann tu es. Wenn du das Gefühl hast, du kannst diese Art der Tierhaltung nicht mit deiner Wertvorstellung vereinbaren, dann lass es sein und schaue dich nach befriedigenden Alternativen um. Sei offen für eine andersartige Ernährungsform und mache auch hier den Selbstversuch.
Dein Körper ist der beste Indikator wenn es darum geht, was dein Organismus bracht, was dir guttut. Wenn du von zu viel rohem Gemüse Blähungen bekommst, dann isst du es eben gekocht oder gegart. Lass dich nicht direkt beirren oder entmutigen, wenn Zweifel aufkommen oder dein Körper „verrückt spielt“. Neues braucht immer eine Anlaufphase, auch dein Körper benötigt Zeit sich umzustellen. Vielleicht hast du sogar Entgiftungserscheinungen, die du als Unverträglichkeit missinterpretierst. Schlau ist immer der, der selbst überprüft, ob sich eine Sache für ihn persönlich bewährt. Für mich fühlt sich diese Ernährungsform körperlich besser und mental konsistenter an, ist in meinem Alltag praktikabel und kostet mich, nach einer längeren Umstellungsphase, weder mehr Aufwand noch mehr Geld. Auch wenn ich hier und da weniger Auswahl im Restaurant habe, überwiegen die positiven Seiten bei weitem. Denn das Gefühl einer gesunden Ernährung bzw. lebendiger Nahrung kann mir kein Döner, kein Schnitzel und keine Käsepizza dieser Welt geben.
Man kann jede Sache schaffen, die man sich in den Kopf gesetzt hat, solange das JA größer ist, als das Nein!