Tiere essen
Heute möchte ich mit euch einen sehr privaten Text teilen, den ich im Rahmen meines Ernährungsprogramms verfasst habe. Ich möchte damit verdeutlichen, wie stark sich Wissen und das damit verbundene Bewusstsein auf unser Leben und Handeln auswirken können. Es ist nie zu spät für Veränderung…
Achtung: Meine Gedanken sind nicht dafür gedacht, Dich zu missionieren oder Dir etwas vorzuwerfen. Sie sollen zur Aufklärung über die ethischen Aspekte der pflanzlichen Ernährung dienen und Dir eine faire sowie wahrheitsgetreue Wissensgrundlage vermitteln, aufgrund derer Du Dir Deine eigene Meinung bilden kannst. Ich selbst bin erst vor wenigen Jahren auf diese Informationen gestoßen und war persönlich sehr dankbar dafür.
Heute soll sich alles um das Thema Tiere und Veganismus drehen. Es gibt viele Menschen, ich war einer davon, die aus gesundheitlichen Gründen zur veganen Ernährung finden. Erst nach und nach wird man auch auf andere Aspekte aufmerksam und beginnt erst dann zu realisieren, dass es neben den Benefits für unsere eigene Gesundheit auch einen anderen Grund gibt sich pflanzlich zu ernähren. Im ersten Moment scheint uns dieser Grund vielleicht nicht sonderlich zu belangen, denn wir müssen das Tierleid weder sehen noch spüren. Doch ist es wirklich so einfach? Kann man sich einer solchen Grausamkeit wirklich entziehen und damit leben?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, ja, man kann. Man kann, wenn man den Tatsachen nichts ins Auge sieht. Wenn man verdrängt, wenn man ignoriert und nicht wahrhaben will, was hinter verschlossenen Türen passiert. Und dann stellt sich immer noch die Frage, wie unbeteiligt wir an der ganzen Sache sind. Natürlich – niemand von uns muss sich die Hände für ein Stück Fleisch schmutzig machen, das machen andere. Aber geben wir nicht mit jedem Kauf eines tierischen Produkts die Schlachtung und Qualen eines selbigen in Auftrag?
Es ist also doch nicht so einfach. Denn eines ist ganz klar, wenn Du die Augen öffnest und hinschaust, dann wird es Dir immer schwerer fallen zu Ignorieren. Dann wirst Du Dein Stück Fleisch nicht mehr gewissenlos genießen können, dann wirst Du Deine Nahrung, das Lebewesen dahinter und die ganze Welt ein Stück weit anders wahrnehmen.
Wenn Du Dich also noch nicht bereit dafür fühlst, dann solltest Du an dieser Stelle nicht weiterlesen und Dir das Videomaterial in den kommenden Tagen nicht anschauen. Ich persönlich empfinde dieses Thema als ein sehr emotionales, sensibles und doch sollte man nie über Menschen urteilen, die sich diesem noch verschließen. Ich selbst wäre vielleicht vor einigen Jahren nicht bereit dafür gewesen.
Aufgrund der Tatsache, dass es so viel gutes Videomaterial gibt, das die derzeitige Situation und Brisanz der Massentierhaltung umfassend beleuchtet überlasse ich die Fakten diesen Medien. Was ich hingegen leisten kann, ist meine persönliche Erfahrung mit dieser Thematik zu schildern und weiterzugeben…
Ich bin ein Landei, aufgewachsen in einem 3000-Seelen Dorf. Zwar hatten wir eine eigene Autobahnausfahrt aber das war auch schon alles, was das Dorf zu bieten hatte. Zum Einkaufen gab es keine großen Supermärkte, sondern lediglich einen kleinen Tante-Emma-Laden und es gab die Bauern. Eine Nachbarin verkaufte Eier, bei der anderen konnte man einmal die Woche frische Kuhmilch bekommen. Mein Lieblingsgetränk in meiner Kindheit war lauwarmer „Kaba“, mein liebster Brotaufstrich war Kräuterfrischkäse und wenn es ab und an frischen Paprikalyoner vom Metzer gab war meine Freude auf die abendliche Brotzeit besonders groß. Im Gegensatz zu vielen Stadtkindern heutzutage wurde mir die Herkunft unserer Lebensmittel nie vorenthalten. In meiner Vorstellung waren Kühe nicht lila, sondern braun oder schwarz mit weißen Flecken, hatten ab und an eine Glocke um den Hals und waren den ganzen Tag mit Grasen und Wiederkäuen beschäftigt. Jeden Morgen auf meinem Weg zur Schule bin ich an einem Kuhstall mit den muhenden Vierbeinern vorbeigelaufen und konnte den stalligen Geruch schnuppern. Ich war also durchaus vertraut mit Tieren, deren Gerüchen und tierischen Produkten vom Bauern und natürlich auch vom Supermarkt.
Das einzige, was mir als Kind nie in den Mund kommen wollte waren tierische Innereien und große Stücke Fleisch. Obwohl es gerade auf dem Land üblich ist, Dinge wie Kutteln, Saumagen oder Niere zu essen, hat das in mir einen Ekel ausgelöst. Schon die Vorstellung ein inneres Organ von einem Tier zu essen war für mich unvorstellbar. Im Nachhinein absurd, denn verarbeitete Wurst, einen Burger bei Mc Donald’s oder hin und wieder eine „Bifi“ habe ich nie verschmäht. Das war lecker und etwas Besonderes. Auch Gerichte mit Hackfleisch waren bei uns Kindern sehr beliebt. Am Tisch wurde nie darüber gesprochen, dass es jetzt Rind, Schwein oder Hühnchen geben wird. Das ist nur einmal bei meiner Oma passiert, als sie einen Hasenbraten für uns zubereitet hat. Den wollte ich partout nicht essen. Meine beste Freundin hatte einen Hasen als Haustier, wie kann ich also einen Hasen essen?! Ach ja auch mit ganzen oder halben Hähnchen hatte ich so meine Probleme. Dieses Abnagen vom Knochen, die Knorpel – das war nichts für mich. Dagegen mochte ich Fischstäbchen und natürlich Schnitzel. Aber auch hier durfte das Schnitzel keine Knorpel enthalten, dafür aber reichlich Panade.
Ich kann mich noch gut an den BSE Skandal, die Rinderseuche von 1996, erinnern. Da war ich 6 Jahre alt. In den Medien wurden immerzu Berge toter Rinder gezeigt, die aufgrund des Krankheitserregers zu Tausenden notgeschlachtet werden mussten. Diese Bilder waren in meinem Kopf und haben mich dazu veranlasst für ein ganzes Jahr auf Fleisch sowie Wurstwaren zu verzichten. Ich wollte kein Fleisch mehr anrühren. Nach ca. einem Jahr hatte ich die Bilder nach und nach vergessen. Langsam hatte sich der Schinken auf der Pizza, das Hackfleisch in der Bolognese und das Würstchen auf dem Grill wieder in meinen Speiseplan eingeschlichen. Es vergingen weitere 13 Jahre, in denen ich mich mit allem Möglichen beschäftigt habe, was einem eben in der Schulzeit und auf dem Weg in die Jugend beschäftigt.
Ich habe definitiv gemerkt, dass mit zunehmendem Alter mein Bewusstsein für Themen außerhalb meines Mikrokosmos wächst. Man schaut Nachrichten oder liest die Zeitung und erfährt so unweigerlich von schlimmen Dingen, die in der Welt geschehen. Bei solchen Themen war und bin ich schon immer sehr feinfühlig gewesen. Es hat mich oft zutiefst traurig gemacht, zu sehen wie schlimm die Welt, wie schlimm die Menschen sein können. Doch irgendwann werden auch diese Themen zur „Normalität“, denn sie passieren tagtäglich, werden tagtäglich berichtet und man kann sie nicht verhindern. Man kann nur hoffen, dass man selbst und seine Familie nie davon betroffen sein werden.
Mit diesem Gedanken kann man sich ganz gut anfreunden und verdrängen was passiert. Zumal diese Geschehnisse oft nur „Einzelfälle“, also sehr überschaubar in ihrer Häufigkeit, sind. Außerdem hat man in der Pubertät andere Sorgen. Pickel im Gesicht, Ängste, Minderwertigkeitskomplexe, der erste Schwarm und immer wieder Stress mit den Eltern. Dann war ich schließlich aus dem Gröbsten raus. Mit dem Abitur in der Tasche machte ich mich auf in die große Stadt zum Studieren. Und dann kam plötzlich alles anders…
Aufgrund akuter gesundheitlicher Beschwerden (trotz monatelanger Ärzte-Odyssee ohne spürbaren Erfolg) bin ich erstmals auf die vegane Ernährung gestoßen. Sie hat vielen Menschen mit ähnlicher Symptomatik geholfen. Diese Chance, auch wenn sie damals sehr klein erschien, wollte ich unbedingt nutzen und tatsächlich – nach vier Wochen Vegan-Kur spürte ich die erste große Besserung meiner Symptome. Doch mit den Erfolgen kam auch die Gewohnheit zurück. Seit ca. 20 Jahren habe ich mich von tierischen Produkten ernährt, das kann man nicht einfach von heute auf morgen abstellen. Also lief alles weiter wie bisher, wobei ich meinen Fleischkonsum beinahe ganz einstellte und vermehrt auf Milch verzichtete.
Und obwohl ich mich nicht mehr ausschließlich vegan ernährte, ließ mich diese Form der Ernährungsweise, die mir so immens geholfen hatte, nicht mehr los. Etwas hatte meine Neugierde geweckt, etwas rief danach Beachtung zu finden. Intuitiv war mir bewusst, dass meine gesundheitlichen Belange nicht alles waren, was mich zu dieser Ernährungsform getrieben hatte. Also machte ich mich auf die Suche. Recherchierte wochenlang im Internet und in Büchern. Ich bin auf zahlreiche Filme, YouTube Videos und Blogs gestoßen. Die gewaltige Kraft der Bilder und Worte hat mich tief erschüttert.
Wie kann es sein, dass ich diese Bilder noch nie zuvor gesehen habe? Es müsste in den Nachrichten rauf und runter laufen, niemand darf zulassen, dass so etwas geschieht. Es waren Bilder des Grauens, die deutlich zeigen wie schrecklich Tiere durch die Massentierhaltung, Transporte und Schlachtung leiden müssen. Welche Qualen diesen Lebewesen widerfährt und, dass der ungebremste Konsum von uns Menschen daran Schuld ist. Wie über die letzten Jahrzehnte antrainiert, redet man sich ein es seien „Einzelfälle“, irgendwo im Ausland. Aber nein, es passiert hier, in Deutschland, in Deiner Stadt, in Deiner Nähe und überall. Es passiert täglich, bewusst und nicht aus Versehen. Wie kann ich das mit meinem Weltbild vereinbaren, wie kann ich meine Werte authentisch vertreten, wenn ich so etwas zulasse und wenn ich so etwas mitverantworte?
Mich hat mein junges Leben vielleicht noch nicht Vieles gelehrt, aber eines ist mir durchaus bewusst: Alles auf dieser Welt ist verbunden. Unsere Erde ist Natur und wir sind ein Stück davon. Wenn wir nicht achtsam mit uns und unserer Umwelt umgehen, werden wir früher oder später die Quittung dafür bekommen. Und ja, wie es so schön heißt, alles hat seinen Preis. Wenn Du jahrelang unbewusst leben möchtest, was bedeutet, dass Du Dich nicht bewusst mit Dir und Deiner Umwelt auseinandersetzt, hat das seinen Preis.
Meine Krankheit war im ersten Moment ein hoher Preis. Doch was sie in mir bewirkt hat, was die pflanzliche Ernährung und die damit verbundene Bewusstseinserweiterung mit mir gemacht haben, war viel mehr als ein Preis. Es war ein Weckruf. Ich sollte aufwachen aus meiner kleinen, unbewussten Welt – aufwachen aus der Verdrängung.
Rückblickend weiß ich: Mein Körper wollte eigentlich nie Tiere essen. Ich wollte nie Tieren wehtun. Ich wollte nie, dass Tiere wegen mir leiden müssen. Doch mir waren die Auswirkungen von meinem 20 jährigen Konsum nicht bewusst. Ich bin mit dieser Unwissenheit aufgewachsen. Niemand hat oder wollte darüber sprechen. Nicht in der Schule, nicht an der Universität, nicht zuhause und nicht bei Freunden. Denn sobald man sich dieser Wahrheit geöffnet und sich damit auseinandergesetzt hätte, hätte dies Konsequenzen mit sich gezogen. Man hätte etwas ändern müssen und dazu sind die meisten Menschen nicht bereit. Wer möchte seine Komfortzone verlassen? Wer möchte sich bewusst Elend vor Augen führen und erkennen, das man selbst Teil davon ist und die Verantwortung dafür trägt?
Wenn ich so darüber nachdenke ist mir bewusst, dass ich all die Anknüpfungspunkte zwischen meiner Nahrung und Tieren bewusst oder unbewusst verdrängt habe. Dass ich nur Lebensmittel konsumiert habe, die verarbeitet und verpackt wurden, dass ich weder vom Aussehen noch vom Geschmack daran erinnert wurde, ein totes Tier oder ein Teil von einem Tier zu essen. Ja es gab Momente des Bewusstseins, wie damals als ich sechs Jahre alt war und diese Bilder von toten Rindern im Fernseher gesehen habe oder als meine Oma mir den Hasenbraten serviert hatte. In diesen Momenten hat der Verdrängungsmechanismus nicht gegriffen, da ich zu offensiv und unvorbereitet mit der Realität konfrontiert wurde. In diesen Momenten konnte ich kein Bissen Tier essen. Es fühlte sich falsch an und bewirkte in mir Ekel und kein Verlangen.
Als kleines Kind konnte ich nicht verstehen, wieso die Welt manchmal so grausam sein kann und früh bekommt man beigebracht, dass die Welt eben so ist. Aber sind wir nicht alle ein Teil davon? Sind wir es uns und unserer Erde nicht schuldig achtsam mit allem umzugehen? Mein Leben lang war ich eine Person, die Harmonie, Vertrauen und Liebe spüren wollte. Ich wollte, dass die Nachrichten von schönen Momenten berichten. Ich wollte, dass wir friedlich zusammenleben können. Ich wollte, dass die Menschen anfangen, sich gegenseitig liebevoll zu behandeln. Und ja, das Gleiche gilt auch für Tiere. Wenn mich jemand gefragt hätte, wie ich zu Tieren stehe, hätte ich mit Sicherheit geantwortet, dass ich sie schätze, dass sie mir wichtig sind, sogar Halt geben. Ich bin mit Katzen aufgewachsen und ich habe sie geliebt. Und ja, ich hätte mich darüber empört, hätte jemand meine Katze schlecht behandelt.
Wie kann ich also diese, meine inneren Grundwerte nach außen tragen und authentisch vertreten mit Scheuklappen vor den Augen? Wie kann ich das grausame Leid rechtfertigen, das tagtäglich Millionen von Tieren zugefügt wird, nur weil ich sie essen möchte?
Das Tragische daran ist, dass es keinerlei gesundheitliche Gründe dafür gibt tierische Produkte zu konsumieren (siehe dazu die Wissenslektionen über Gesundheit und Veganismus). Umso mehr stellt sich die Frage, weshalb wir es trotzdem tun? Schlicht und ergreifend weil wir es können, weil uns suggeriert wird, dass es das Normalste der Welt sei.
Ist es wirklich normal Tiere abzuschlachten, auszubeuten, zu versklaven und zu quälen für unseren Genuss? Und ist das nicht eine Perversion an sich, einen toten Körper eines Lebewesens zu genießen?
Die vegane Ernährung wird oft als radikal oder extrem deklariert – aber ist es nicht viel extremer zu sagen, dass man Tiere liebt, nur das Beste für sie möchte und sie gleichzeitig tagtäglich verspeist? Die Menschen halten sich Haustiere, die sie nicht selten wie ihr eigenes Kind behandeln und die Menschen sind empört, wenn Elefanten in Afrika gejagt werden oder Delfine und Wale dem Fischfang zum Opfer fallen. Sie sind empört, wenn Tiere absichtlich gequält werden. Sie zeigen sich empört über nicht artgerechte Tierhaltung in Zoos oder im Zirkus. Jeder Mensch gibt vor Tiere zu lieben oder sie zumindest nicht zu verachten.
Jedoch ist das, was wir mit ihnen tun mehr als verachtenswert. Dabei gibt es keine Differenzierung zwischen Kuh, Schwein, Huhn, Hund, Katze oder Pferd. Alles sind Tiere, alle sind sie intelligente, fühlende, empfindsame und soziale Lebewesen. Wenn Menschen krank sind, umgeben sie sich oft mit Tieren als anerkannte Therapieform. Wenn Menschen nicht mehr sehen können, verlassen sie sich auf die Augen eines Tieres. Wenn Menschen einen schlechten Tag haben, schauen sie sich gerne Videos von Tieren an, die ihnen wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Wie eine Ente, die eine Schar watschelnder Küken hinter sich herzieht. Wie Hundebabys, die liebevoll von ihrer Mutter abgeschleckt werden. Wie das Giraffenbaby, das sich kaum auf den Beinen halten kann. Wie die Affenfamilie, die sich gegenseitig laust.
Dann frage ich, wie kann es normal sein diese Lebewesen gedankenlos zu essen und wie kann es gleichzeitig als radikal und extrem betrachtet werden, diese Tiere NICHT zu essen, sie NICHT zu quälen?
Natürlich ist es schwer aus einer Gewohnheit, aus einer Tradition, aus einer gesellschaftlichen Normalität auszubrechen und keine tierischen Produkte zu konsumieren – jedoch noch schwerer fällt es mir, das Leid der Tiere einfach so hinzunehmen. Denn es gibt keine humane Schlachtung, es gibt keine artgerechte Massentierhaltung und wenn dann gibt es sie nur in unserem Kopf, um das was passiert zu beschönigen a la „Ich kaufe nur Fleisch von glücklichen Bio-Kühen“. Doch die Realität sagt, dass das Wort „Bio“ im Schlachthaus nicht existiert. Wenn ich also nicht möchte, dass Tiere für mich leiden und sterben müssen, gibt es nur eine Alternative – ich muss auf meinen Tierkonsum verzichten.
Diese eine Tatsache weiß ich heute gewiss, ich wollte wahrlich nie Tiere essen und sie abschlachten. Ich habe einfach meine Augen verschlossen und das gegessen, was keinerlei Anschein machte von einem Tier zu stammen. Nett verpackt, mit reichlich Gewürzen, Panaden und süßen Bildern. Dabei war der letzte Gedanke, den ich hatte, wenn ich einem Tier begegnet bin es zu töten, geschweige denn, es zu essen. Wenn ich ein totes Tier auf der Straße sehe, empfinde ich das als traurig oder eklig, mir läuft nicht das Wasser im Mund zusammen. Ich könnte niemals eigenhändig ein Tier töten, ich konnte als Kind nie rohes Fleisch anfassen.
Ist es also besser, es andere für uns machen zu lassen und später mit dem Finger auf sie zu zeigen?
Tiere mussten auch für mich ihr Leben lassen, sie wurden auch für mich gequält. Als Kind konnte ich das nicht wissen, als Jugendlicher und Erwachsener wollte ich es nicht wissen oder nicht wahrhaben. Zu schnell vergisst man Bilder, zu schnell will man vergessen, um sein Leben bequem weiterleben zu können. Doch irgendwann wird es uns einholen und dafür bin ich sehr dankbar. Ich bin dankbar dafür, dass mir das Leben diesen Weckruf geschickt hat, dass ich aufgewacht bin und dadurch nicht nur meine Gesundheit, sondern auch mein Leben aktiv verbessern konnte. Jetzt fühlt es sich richtig an den Vögeln beim Zwitschern zuzuhören, den Kühen beim Grasen zuzusehen und mit dem Hund spazieren zu laufen, denn ich lebe mit ihnen in Frieden und diesen Frieden kann ich spüren.
Ein bewussteres Leben bedeutet manchmal schreckliche Dinge zu sehen. Doch indem Du die schrecklichen Dinge siehst, kannst Du auch die wunderbaren Dinge sehen. Alles ist eins und wenn Du etwas veränderst, kann dadurch Vieles besser werden.
Für eine langfristige Veränderung bedarf es immer wieder Bezug und Bewusstsein. Ich schaue mir nicht gerne Videos an, in denen Tiere getötet und gequält werden aber wenn dies nötig ist, um mein Bewusstsein wachzurütteln und in mir eine Veränderung zu bewirken, dann werde ich meine Augen vor der Wahrheit nicht verschließen.
„Es hat mich oft zutiefst traurig gemacht, weshalb so schlimme Dinge passieren müssen und ich habe mich oft gefragt, wieso es so viele böse Menschen gibt. Doch irgendwann werden auch diese Themen zur Normalität, denn sie passieren tagtäglich, werden tagtäglich berichtet und man kann sie nicht verhindern.“
Wenn etwas nicht berichtet wird, bedeutet das nicht, dass es nicht passiert. Sieh nicht durch die Brille der Nachrichten auf die Welt, sondern durch Deine eigenen Augen. Warte nicht ab, bis etwas Schlimmes berichtet wird, sondern trage dazu bei, dass es nie geschieht. Ja, manche Dinge können wir leider nicht verhindern aber konzentrieren wir uns doch auf die Dinge, die wir in der Hand haben.
Jenny N.
29. Mai 2018 @ 08:42
Hallo, schön geschrieben, gefällt mir, nur eine Sache war mir aufgefallen. Am Ende eines Absatzes schriebst du: “ ich muss auf meinen Tierkonsum verzichten.“ …“verzichten“ klingt in meinen Ohren in dem Zusammenhang immer so als wenn es schade ist, kein Fleisch mehr zu essen. Ich empfinde vegane Ernährung als eine Bereicherung in meinem Leben 🙂